Redaktion René Schellbach

Journalist & PR-Experte
Text - Foto - Layout - Video

Zugunglück: Sensationsgier statt Sachlichkeit

Sondersendungen mit Live-Schaltungen an den Unfallort ohne viel Neues. Und die Tagesschau zeigt auch noch ein Handy-Video aus dem Unglückszug. Es wird spekuliert über die Ursachen des Zugunglücks in Bayern. Nichts gelernt aus den vielen Falschmeldungen nach dem Absturz des Germanwings-Flugzeuges.

Der Unfall bei Bad Aibling ist schrecklich. Ja. Aber warum kümmern sich Horst Seehofer und Verkehrsminister Alexander Dobrindt nicht um die anderen Verkehrstoten? Allein im November 2015 starben 300 Menschen in Deutschland bei Unfällen im Straßenverkehr. Das waren zehn am Tag – so viele wie bei Bad Aibling. Das nehmen wir hin in unserer automobilen Gesellschaft. Keine Sondersendungen, allenfalls ein paar Sekunden in den Regionalnachrichten. Kein Minister vor Ort.

Es ist zynisch, aber wir gewöhnen uns an schlechte Nachrichten, wenn sie nicht aus dem Rahmen des Üblichen fallen. Es ist eben nicht normal, dass in Deutschland Züge zusammenstoßen. Aber der ARD-“Brennpunkt“ wäre mal eine gute Gelegenheit gewesen, das Geschehene einzuordnen. Aber das gab es aucn nicht bei der Schweinegrippe oder Sars. Gemessen am Medien-Echo waren sie viel gefährlicher als Krebs und Herzinfarkt.

Quelle: Verkehrstote in Deutschland bei statista

Falschmeldungen nach dem Absturz des Germanwings-Flugzeuges

Zur Berichterstattung nicht nur über dieses Ereignis hat Georg Mascolo die richtigen Worte gefunden. Er war Chefredakteur des Spiegel und Leiter des Rechercheverbunds von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung, Georg Mascolo prangert in einem Gastbeitrag für Meedia die mangelhafte Fehlerkultur im deutschen Journalismus an und nennt Amerika als Vorbild.

Beliebt im Blog: Medien