Wieder geht eine bedeutende Tageszeitung den Bach runter. Die Müncher „Abendzeitung“hat Insolvenz angemeldet. Und fast zur gleichen Zeit diese Meldung aus Hamburg: „Die Zeit“ hat 2013 ein Rekordergebnis eingefahren. Wie passt das zusammen?
Es genügt ein Blick in die Erfolgsmeldung aus Hamburg: Höchste IVW-geprüfte Jahresauflage, gestiegene Anzeigen-Erlöse – trotz Internet, das den Verlagen die Anzeigen abgräbt, insbesondere in den lukratirven Kleinanzeigen und bei den Stellenangeboten.
„Die Zeit“ nennt viele neue Geschäftsfelder: „Magazine, ZEIT-Shop und Editionen, ZEIT Reisen, ZEIT Akademie, TEMPUS CORPORATE, e-fellows.net“. Außerdem die beiden Online-Portale zeit-online.de und academics.de, „die ihren Umsatz insgesamt ebenfalls deutlich steigern konnten“ (was so formuliert vermuten lässt, dass hierbei keine Gewinne rauskamen).
Während die Münchner Velerfamilie Jahr für Jahr Millionen verpulverte und nach eigenen Angaben Schritt für Schritt das „Tafelsilber“ verkaufte, haben die Hamburger neue Ideen entwickelt. Sie wollen vom „Zeitungshaus“ zum „Bildungshaus“ werden, sagen sie. Rund um eine bekannte Marke, die hohes Vertrauen genießt, entstehen in der Tat neue Angebote jenseits der Zeitungswelt.
Für das schnelllebige Tagesgeschehen ist Online viel besser geeignet als Print. Aber zur Analyse, für Hintergründe und lange, gut recherchierte Lesestücke passt eine gedruckte Wochenendausgabe in die heutige Zeit.