Schon erstaunlich, wie politische Kampfbegriffe entstehen. In Frankreich gehen Menschen mit Warnwesten protestierend auf die Straße. Die Medien schreiben über die „Gelbwesten“. Doch auf den Bildern sieht man gar keine gelben, sonder nur grüne Westen.
„Grünwesten“ würde halt nicht passen. Es sind ja keine Umweltaktivisten. Aber warum nicht „Warnwesten-Bewegung“? Genauso lang. Und passend, schließlich wollen die Protestierer warnen vor sozialer Ausgrenzung und Missachtung durch „die da oben“.
„Gelbwesten“ ist die deutsche Übersetzung von „les gilets jaunes“. Das passte in französischen Medien besser in Schlagzeilen als „gilet de (haute) sécurité“ oder „gilet de signalisation“, wie in Frankreich die Autowarnwesten heißen. Aber mussten deutsche Medien den Begriff deswegen kritiklos übernehmen? Es ist noch nicht zu spät. „Schreiben, was ist“, forderte einst Rudolf Augstein. Die Westen sind nicht gelb. Also bitte: Denken beim Schreiben.
Foto: Obier auf Wikipedia (Ausschnitt)
Gelbwesten blockieren am 17. November 2018 die Route nationale 19 bei Vesoul (Haute-Saône).